Lila Regenflieg

Die Zeitwaisen

Textlich Bildlich Klanglich Denklich

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sand

in: the daily horror — Szene 87
Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück

mundsandsteine
sandsteinzüge
steinzugleine
abgetriebe

alles nur ab-sätze.
den mund voller entsätzen
und es nicht loswerden
können aus unfähigkeit.

bis auf's a heruntergebrochen
jedes und nicht ausgesprochen
sprachlos sein.

alles ... zersetzen.

zersätzungen auch
des eigenen, unmöglich es
und nicht dazu finden, zum
säubern des mundes ...

voll bis zum kragen mit
abgeplatztem. brüche, stuck.
stuckbrüche, spucksprüche,
denk-flüch-te.

und immer noch nicht
tief genug -
gegraben.
im graben der eigenen
ohnmächtigkeit NICHTS
sagen.

schweigungen. aus-
schweigungen meiner
verschwiegenen aus-
schweifungen.

aus allen vergangenen tagen,
jahren, JA ! hren. renne !
zügellose zeitlosigkeit und
umgekehrt.

was wollte ich sagen?

sprachgesetz gelöscht.

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pünktlich

in: the daily horror — Szene 42
Alles und Nichts …

wir schließen anatomisch pünktlich.
genau um acht nach der tür.
die muskulatur des herzens.
liebevoll mit gespür.
für die heilige wärme der würmer.
unendlich tief in uns drin.
wo die maden auf steter wacht sind.
mit liebe im hintersinn.
klimbim.

anatomisch genau.
und pünktlich um acht.
wird das gold von den löffeln.
nach innen gebracht.

gekehrtes aus.
____________
fish don't have any feelings.

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Vogelweide

in: Gefühle
Gedankengedicht

Schöner bunter Vogel,
hüpf doch nicht so schnell -
du fliehst mir ja davon;
doch mit einem Flügel
kommst du nicht sehr weit
und unter meinem schwarzen Kleid
hab ich ein hartes Getriebe.

Warum ist denn dein Haar so weiß?
War es nicht rot,
als ich dich gestern fand?
Du suchst umsonst den Tag
in meinem Reich
und kannst doch sowieso nicht seh’n,
mit deinen Augen voller Sand.

Komm nun, ich will dich weiden
an rost’gen Eisenscharten,
sie sind nicht halb so hart wie ich.
Du musst nicht weinen,
ich küss doch deine Füsse,
und dann küss ich dein Herz;
zaub’re dir Erlösung ins Gesicht.

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der die das - hanglos zu summen

fünfter Gesang

in: Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück

25. vorstellungskünstler

der mann stellt sich vor,
einen falschen namen der frau sagend,
dasz die frau nicht enttäuscht reagieren würde,
sondern ihn freundlich korrigierte, so dasz er sich,
sie mit richtigem namen ansprechend, erneut vorstellen könnte
und die frau ihm dann ein unmiszverständliches zeichen gäbe,
bei welchem er sich genau vorstellen könnte,
es nicht falsch zu interpretieren.


26. marta kleidet sich nach ihrem kopf.
sie achtet dabei auf funktionalität,
denn sie hebt sich gern von den männern ab.
aus der winterkollektion
hat sie sich die reiterstiefel
und den gekrinkelten seidenschal
in tiefstem schwarz ausgesucht.
davon kann mann sowieso nie genug haben ...


27. jacob kletterte bis zum schoszrand hinauf.
die sprachmuschel hob den schoszrand hoch, klappte ihre fühler zusammen
und verliesz das haus. als tropfspur blieb ein silbendes grün zurück.


28. der hund war ein falscher fuffziger.
er hatte per verordnung sein sekret im tiegel der diskretion
für bare münze den weibern verkaufen lassen.
über die zeit nun entflossen aus den unterleibern der weiber
absonderliche seltsamkeiten und sie bringen bälger zur welt,
die sich, nach einem groszen austrittsgebell, gegenseitig die mäuler zerreiszen.
so, wie ein gespräch sehr wohl geführt werden könne,
dasz es einem streit unter hunden ähnlich sei.
(aus: unterleibsbeschaffenheiten, sie unterliegen nicht mehr der diskretion)


29. wie wir unsere äuszerlichkeiten verinnerlichen,
veräuszern wir unsere innerlichkeiten.
er sagt, daß er sie liebt. sie sagt, sie ihn auch.
liebe ist lieb. bis morgen dann.
es war trotzdem ein schöner abend.


30. untreu wäre gerne treu
doch treu geht fremd
und das ist neu.
untreu wäre gern gehemmt
doch ist ihm treu
noch nicht vergönnt.
untreu wäre gern solide
doch hat er angst,
dasz er treu dann betrüge.
untreu ist sehr unzufrieden
denn treues treue ist ausgeblieben.
und zum schlusz, da fragt er sich schon,
wenn er denn treu wird, was hat er davon?

selbst kastriert vom wörtchen un
ist treu nicht treu und
das ist nicht neu.

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du-r nu-r du-r

in: Abgrund

der erste gedanke am morgen:
du-r
und mein geöffnetes härz
voller insekten

tautomerie der klappen
klippen voller blüten
semilunar ergarten
lippen,
kappen
und hüten.

das aufhalten unter zufluchtsstrukturen,
ganz geöffnetes härz,
kalmarisches herabgleiten der kosmischen lyrik,
meine hirtengesänge ziehen wolkenwärts.

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flut- oder fut.

leck elektronenfutter und reduziere dich redlich.

in: sich ent-schrei-bendes — Sektion 9
Alles und Nichts …
Komödie

detektiere die aufschläge meiner hand auf die decken;
entgegengesetzt proportional den aussetzern meiner hirnströme,
zwirn auch, zwirnströme, fäden, fäden am laufenden band
im deckblätterland, entgegengerichtet hingegen lebensland,
erschreckenslang.

o delay line
my bee leg fine

eingerichteter sichtzwang, bitte kein bestürztes zurückbleiben !
zwängelos, engelos lass jch mich treiben ...
die krümmung des raumes zu vergleichen,
mit einer banane bogengang, so entsteht eine
universalbanane für cosima, ariadne und helena und
cosinus alpha, das männchen, irrt noch umher im wandelgang,
paralysiert von evas gesang, zwecklos, dem zu entgleiten.

ariadnes raumschiff traumfisch ist eine kosmische banane mit
freundlichem empfang am ersteckungsbecken, beckenstrecken
und beugen vor der spanischen wand; dann
einfliegen und: aus allen wolken fällt: don juan

und bückt sich nach dem handschuh,
von semipermeabler halbmembran.

torturhebewerk flischfisch,
ein hebelgang.
seichte leichte traumtönung -
raumdröhung, ein sekundengang.
gerade strecken und bitte:
das gesicht nicht vergessen !

o bee leg mine
my delay line
hier geht es nur um
strom zu lecken.

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rudelsicher

in: the daily horror — Szene 89
Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück

pfeilgespitzt da bin jch,
kleine momente meiner anwesenheiten hinter mir lassend
ziehe ich feldräumend tangenten um kreise zu überwinden,
schlupflöchernd meiner unzulänglichen beschreiblichkeiten
und durchwegend wenig hymnisch eingefräste fögel bin ich
ungelegen in schuppenhäuten ganz gewöhnlich lebend, ich,
da bin ich, im glaszeitalter, unbeschaulich eben.

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cis

in: the daily horror — Szene 54
Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück

theater - logisch

cisfinite, das vergießen des
körpers in die form, finte.
begrüßung und einverleibung
des allgemeinen all-gemein.
dann fortsetzung der begrüßung - und:
ausblick auf die vollendete form ...
das ziel: die bekanntmachung.

unbekanntes zeigen,
sich untereinander und dafür sein,
wohingegen wohin wogen ... geh,
fort sein. bei uns entledigen Sie
sich aller worte, aber kleidsam.

die nacktheit folgt aus dem gehölze
des mädels krummen nachtebein
auf dem fuße ... spricht: ge-heim!
zur verstärkung: sago.
im anschluss ladung zu roten drinks
im feuer. dann: das auf die uhr schauen,
zu immer gleich bestimmten zeiten
und laut sagen: das ist geheimnisvoll
wie kaminholz, ungeheuer,
eine diva im netz !

kaminvoll. ein geheimnis im feuer ...
unverraten, das reihen, das du an du
und übertragen der träger der rollenden
elementarteilchen von einem diwan
auf den anderen.
finten wörter, wörter finten,
ekstasen der zärtlichkeit.

wir wären im mond.
hätten wir nicht vergossen der organe
sprossen, alles uns
verschossen.

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der die das - hanglos zu summen

vierter Gesang

in: Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück

19. der fuchs im stall hat nicht die aufgabe hühner freizusetzen und dies geschieht nicht willkürlich, denn sie leben in verschiedenen welten und kennen sich nicht.


20. die verdammten schildkröten bilden grüne lieferketten und planen konkrete masznahmen um ihren co2-ausstosz zu reduzieren. sie betrachten nüchtern die sachlage und beschlieszen den ersatz ihrer passiven bauelemente durch tantal-austauschkondensatoren. somit reduzieren sie den lungendurchsatz auf das maximum und erhalten die begehrte schild-produkt-plakette. fröhlich geben sie sich nun dem kollektiven selbstmord hin.


21. leo, die den anschlusz versucht, bleibt für's erste versiegelt zurück. regelmäsziges einölen allein bringt dem falsett-gestell keine bodenwelle.
da erfindet sie sich zum spielen eine schönste gelegenheit. verträumt lackert sie nun durch die täche.


22. die kiste hat sich im wald verfahren. sie enthält eine leiche auf deren ausgestelltem körper sich die geier versammeln. dort suchen sie die antworten zu den acht studien ihrer stammesgeschichte.


23. das e in schreiben schrieb siebensachen auf einer scheibensardine
an belle isis:

e1.schienbeine basieren
e2.schneiderin einäschern
e3.anreisendes abschneiden
e4.binärische erbschäden abrechnen
e5.siechendes und schabendes anheben
e6.nähende seiden, sieden und schinden
e7.scheinende brechen und schreie nähren.

und so trieb die abrechnende isis eierschabend ins absichernde sein und schrieb an den sandschieber ein einschreiben, das bellend scheinbar barschend sei.
eine schreiende sache, scheinbar nie des sichernden seiend, am scheidebein im schneiderasen dem siebensacher seide weihen. und anderes an des brechen.eis: schaben bis die eisen brechen,
bahnschnitt nur aus rachen sprechen.

der sandschieber schrie, aus dem innern der nase und schrieb denn an sie ein geschriebenes sein. brach seiend die basis der bellenden isis auf schienen des basischen erdenscheins. rächend biss er ein binärisches rädchen und blies: ein reden sollte besser sein als barsche mit e und e in schreiben an ein gebrochenes nasenbein!
dann band er sich e wie es auf die stirn und schabte: dein barsch soll sieden im hirn!
so sieb deine asche, du belle isis im gleiszenden bannschrei der unebenheit. es scheiden die geister am ende der sendung am offenen mund aus: gebrochenheit.


24. der schneetreiber schmilzt durch den kusz einer dame. daraufhin türmt sich der schnee zu riesigen gebirgen. das herz der dame erfriert.

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und die dame schreibt jenem herrn

in: die annäherung zweier epidermen am logischen tränenflusz — Blatt 2
Alles und Nichts …

lieber herr,

ja, wir sollten unsere zeichen senden in der manier des mäanderns, und ja, ich mag den wein, das weinen der reben und das reben lassen.

auch ich träumte von Ihnen, lange bevor Sie mir Ihr bündel übersandten mit den reiseruten, den abreibungen Ihrer hand, die gehauchten und geschlagenen laute, die aufgebundenen schwingungen aus ungefülltem raum, die in meinen tränen verschwimmen zu fremden reiseformen des wassers, gebündelt und gebändelt, gegängelt wie an einem gängelband; mein herr, ariadnes faden leitet immer zu ariadne zurück.

und ich träumte einen traum wie in einem gräsernen behältnis,
als Sie das rot aus meinen haaren greifen wollten und der wind uns auseinanderrisz und ich danach umgeben war von tausenden gewässern, wasser in allen verhältnissen, auf- und ab-, vor- und ver- und zu-behältnissen.
ich schleuderte diesen traum aus wasser, ganz aus wasser, aus.

mein lieber herr, ich bin, ebenso wie Sie, nicht geboren, um freuden zu bringen. ich sitze in einem sessel voll gelber überspannungen und fertige leere skizzen mit bundbeschuhten händen. die wände meiner räume sind schwarz und an den gewänden hängen rote glieder, doch meine ich inzwischen, das schwarz der wände nervt mich.
in einer verrückung des dunkels vertauschte ich die dinge und fand heraus, am ende habe ich immer nur gleiches mit gleichem getauscht.

haben Sie mich eigentlich bemerkt, damals, als ich Ihnen nahe stand, so nahe, dasz ich in Ihrem schatten verglühte und fiel wie in ballen vollkommen durchnäszten papieres?

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