Lila Regenflieg

Die Zeitwaisen

Textlich Bildlich Klanglich Denklich

KommTier! | Auf | | | |

blatt neun: stein

in: fogelprotokolle — Blatt 9
Absurdes, Alles und Nichts …

am abend klappt der fogel den schlafsteg auseinander und legt sich darunter.
nachts zählt er die schritte der über den steg hinwegschreitenden,
lauscht ihren gesprächen und schläft am morgen wieder ein.
zu mittag erhebt er sich, klappt den steg zusammen und schreibt darauf ein wort:
dramaturgiegestein.

KommTier! | Auf | | | |

die dame schreibet nun dem herrn

in: die annäherung zweier epidermen am logischen tränenflusz — Blatt 6
Alles und Nichts …, Gemeinsamkeit

lieber herr,

wie hell es doch war, als Sie noch bei mir waren ...

ich bin so müde der schweren verläufe,
des hin und her's der risse und brüche,
vernäht zu den schweren tüchern des fluszfalls.
ich schaue aus keinem fenster mehr, als durch jenes,
durch welches ich Ihre ankunft sah, durch welches ich SIE
sah. SIE und wie Sie kamen, von dort über's meer
und ich Ihnen entgegenlief, mit flatterndem haar.

als ich vor Ihnen kniete und Sie mir mit Ihrer federleichten hand
sanft über das haar strichen und mir den schädel öffneten
mit leichtigkeit, durch mich hindurchstiegen und machten, dasz mir
alle neuronen splitterten, zersplitterten ... und da diese unendliche helle kam ...

ich spüre immer noch Ihre anwesenheit in meinem zimmer,
obwohl Sie es doch nie betreten haben.

was wäre auch der grund? er ist offen und wir haben ihn zurückgezogen,
über uns hinweg---gezogen, im moment unseres zusammen-, im moment
unseres aufeinanderkommens, gleich zweier düsterer kometen.
als unser begehren und unsere trauer sich vereinten und sich alles ringsum entfernte,
als wäre es aus einer anderen zeit, als wären wir aus einer anderen zeit.
verloren an uns selbst, in einer schweren fremde; fallzeit.
und jeder augenblick fiel geschlossen aus,
fiel aus zusammengefalteten akkorden.

bitte, knien Sie nicht weiter vor mir.
erheben Sie sich und schlagen Sie mit der hand auf das verdammte papier.
aus geflatterten ränden fällt wasser.
schreiben Sie!
an Ihre dame.

KommTier! | Auf | | |

der die das - hanglos zu summen

sechster Gesang

in: Alles und Nichts …
Absurdes Theaterstück

31. das kind war ein kind der lust.
aus dieser verbindung erwuchsen ihm ständige probleme.
es hat sich sonst nicht darum gekümmert,
aber seitdem es sein geld selbst einteilen kann,
hat es einen kühlschrank.
(aus der seerie lebensbeichtler, hier: lustgeborene im monat grün)


32. als die gewohnheit ihre sehschärfe aufgab
und das wasser schön über den tag verteilte,
schlosz der fernseher die augen und entspannte seinen schirm.
die sendung aber lief schnell davon und bäumte sich nicht mehr auf.
es war eine wirksame stille.


33. impromptu ingenue,
kleines pflaumenblaues ding,
weckst mir die lust am morgen früh
zu zieh'n dich über mein lingeling.
wie du mir über den körper rutscht,
das ist ein göthlich hochgenuß.
(vom ding zum ling: kleidchen zu leibchen)


34. das zimmer war beleuchtet von kleinen dada- und dandalions.
es war eine schöne zwielichtigkeit für die schlummernden geistesgaben.
in den finsternissen der flaschen entfalteten sich ginstergüsse.
und jch, jch sah lu isolin, die schönste aller frauen, allein im glaskraut baden.


35. der mann, der eine einjährige reise antritt, spricht zu seinem gockel:
du, jockel, heh, erquicke meine frau rosanna,
die gärtnerin mit den quitten und dem gelee,
aber behüte deine triebe,
auf dasz ich bei meiner heimkehr
kein mischobst seh !


36. die frau teilt sich.
die frau teilt sich
mit dem mann einen körper.
erst danach teilt sie sich mit.
der mann trägt nun das los
des heruntergefallenen würde.
irgendetwas ist falsch gegangen.

KommTier! | Auf | | | |

der herr schreibt an die dame

in: die annäherung zweier epidermen am logischen tränenflusz — Blatt 5
Alles und Nichts …, Gemeinsamkeit

liebe dame,

es drängt mich, Ihnen ein kurzes zeichen zu senden und mehr als einen dank für Ihre
gastfreundschaft. noch befinde ich mich auf der rückfahrt und es
wirbeln die erinnnerungen mir wild durch den geist und ich bin verwirrt,
verworren auch und weit von allen welten abgetrennt.

die schönheit und das strahlen Ihrer gedanken, auch augen ...
wie sehr ich Sie vermisse, schon jetzt ... seit der ersten sekunde,
seit dem allerersten moment meiner umkehr, um zurückzukehren dorthin,
in dem nichts mehr so sein wird, wie es einst war.

nur das klopfen des herzens füllt die leere meines körpers aus, die leere,
dessen ausmasz ich erst erkannte, seit ich mit Ihnen war.

doch seien Sie ohne sorge, schon wende ich mich dem kommenden zu,
schlafend im freien unter ebensolchen segeln. oh, liebe dame,
um wieviel heller wird mein dasein sein,
nach der ankunft in den düsteren, feindseligen räumen mit den unzähligen rändern ...

ich fühle mich eins, eins mit Ihnen und dieser nacht, die unsere war.
wie werde ich fortan leben können?
unerträglich, der gedanke, daran, unerträglich ...
ohne Sie zu sein ....

ich knie zu Ihren füszen
Ihr H.

KommTier! | Auf | | | |

blatt 6

liebesbrief eines astronomisch gebildeten fogels
astronomisches fogelgebilde

in: fogelprotokolle — Blatt 6
Absurdes, Alles und Nichts …
Liebesbrief

. -- =j-/ -- ^ ksa bi''
ø
gel*ebt-s dujaview
- -,-,; e+e2- --- // ~, , 1ai in fiiber.
yrr* ^v-eo.r*III/ - //" - *- f au r^ q
tain c sm tran.ce. If cos A ei = a it's sin
so is , / , s 1/2 sin an aj. ''^
and I girrlando in sekunden.
bin air ∞ j sin#i in d'' verli-^^

o tAng tAng z* -f- A#
sag -^j*, dU #eine geliebte faU v 2 = -
*it dünen sterntal. eraugen -
>! dUv∃nus phom m∀rs.

la cuües ! -- f-osin- lacüsE.
j+* s//ehe spektr. doppeltes st#eren,
in fesin, astr. i !
h -- -rr SI!) I, io,
Qn -- lo
o du ! düne konfigura, so da6i,
-j-adie, miner achse Eklipklaptik dreht
O sich dir nach ... O
ø ø
lang a ===== ^
*phäre ini yom,
fii fii.

>, *<**<=2^^- ; : .;.; /;..
rinke met Eore, ∀mor∃
+eim t#inken d:in^s met, o rita,
ka*en doppel sterne m;r herphore.
am: m-/-m
E ros co r cos u -. glu.

efosco ! librido ! unbekamtes r.,
sei hurzelle eö. 0,07 tag ellipso
ge^^st und grasinus, p_ö.
tang- /// .;.; /;.. a. o. ens.
a an a, anna. l. mond E dAmE !
äne mo oder si ? ne? belle?
sali la crüsss, cos co sin ra
fiiir fii -%
∅- ø
pArable pErihelle -
E∨A.
Ihr *ritter phon radius und halbacht∝e am A.∃qua-torial
****

… und damit kein schlechtes licht auf ihn
und seine liebe falle, in dem momente,
wenn sie seinen ersten briefe läse,
stellte er die kerze links neben das blatte,
so dasz der schatten seiner schreibenden hand -
nach rechts wegfiel.

KommTier! | Auf | | | |

tapire

in: the daily horror — Szene 56
Alles und Nichts …

man könnte auch sagen: butterblum, zwitterblum, wenn man so sitzt,
inmitten seiner bücherberge wie eine insel von gras umschlossen
und in der hand die schale voll blumentee; wie eine geisha,
buntbekimonot, an seidenfäden das härz gehänkt und der ausdruck
der puppe gegenüber so dem eigenen entspricht, dem eigenen ausdruck,
der eigenen haltung, sprachlos, stumm, nichts. verpupptes spiegelbild
oder spiegelbild verpuppt.

sitzen im zittergras. welch ein bild der ängstlichkeit.
mach ein foto davon. stetiger wechsel zwischen an und aus ...
ziehen, auch im kopf, an-aus-an-aus ... bei welchem zustand
wird wohl stehengeblieben? aus, verbraucht - am wenigsten energie.

mir tränen die augen in dem ganzen blätterhaufen, hafen auch.
ich wünschte, alle wären vom winde verweht, es ersparte mir viel,
auch mühe zu ordnen, doch ich ordne sowieso nichts, wozu auch.
wenigstens gibt es hier keinen gitterzaun. ich sauge die luft
ein und stoße sie aus. denke: der mensch als fortbewegungsmittel.
und: welches zeug! inmitten der pflanzen.

stille sinn thesen, durch addition und subtraktion, eliminierung,
omnipotese; konditionierung. oh, zarthaariger kelch ! wo bist du
verblieben? wächst du nun nur noch unter'm fernen getreide?
schauer laufen still den rücken hinunter. mir gruselt vor den ganzen,
weißen papieren und den kritzeln darauf.

ach du schöne poesie, du bunter fogel mit den weißen flügeln,
kreidebleich. so rot die strümpfe, so ohne schuh, schuhkäfige
sagte eine dazu, para-day. da kannst du vieles denken, wissen
schafft kunst, dann wieder: wie die pflanzen sich verrenken !
auch: einander zu. ein tausendmaliges verbäugen, stilles verehren
und preisen. ein gegenseitiges erheben, so heiß, so viel glut.

ein schmetterling paart sich mit blum und beflügelt den fogel
der nichts davon weiß, nicht weiß, wie ihm geschieht. ich nehme
mir vor, nicht zu versinken in den vielen papieren, ein fast un-
möglicher vorsatz. schreibe dann: was sind wir doch für seltsame
gefäße, behausungen, bauwagen.

aufgestichelt das stichwort in relevanz zum naheliegenden gegenüber
tanzen tanzen tanz, stanz. steht still nicht, loses werk, zeug,
flick, blatt ... brrrr-uch auch brrr-auch stück, von dir stückchen.
schon wieder hungrig nach flugigen tagen, puppenverpuppung, unpuppe,
die aufgetürmten nester, die entschwärzten pupillen, die kugelaugen,
das rothaar schon zu orange.

dieses gespringe, gesprinkel, gespreize.
wolkenfette abgemolken. es regnet keine milch heute, auch keinen honig,
ich spüre wie die verseuchung nicht nachläßt und rauche trotzdem zuviel,
flick-flack der gefühle. es stürmt immer noch, dieses leben, voran !
vorwärts ! unsicher trotz der langen beine oder gerade wohl deswegen.
stürze - einprogrammiert, fallen - einstudiert. ich will nicht sein
gewesen! er ist ein wandertier ! ein hirt, ein hirsch, ein wundertier.

sein hirschschrei, sticht mir brünstig ins eingeweide. süßholzlippeln,
pappeln wie espenlaub, mundtaub vom vielen küssen. innig die wände aus
zuckerguss in der kussgießerei und ein strömendes zerfließen. augenlos.
endgültig ist nichts. flucht von den plätzen ist logische antwort. obwohl,
er gestaltet die luft mir mehr als zur genüge und mehr als reichlich ...

trotzdem. diese lebendige form der leere bleibt, ist wie ein film,
endlos sieben mal centimeter drei, es wachsen meine papiere zu
skulpturen sich aus wie unser im sturm zerrissenes gekleide. weiße
blätter vor dunklen wänden, dunkle blätter in weißen händen. all
unsere finger schoben sich kritzel zu- und ineinander, ohne zu enden.

es müßte da ja etwas sein woran ich erkenne eine abwesenheit und wann
weiß ich, daß etwas fehlt? dabei ist sie schon längst vorhanden, die
erkenntnis: es kommt bei allem nichts raus. ich mag es, wenn die
papiere fliegen. innen nach außen, außen nach innen. verpuppte zustände
und darunter mein alpwissen, von dem, wie es wirklich ist.

KommTier! | Auf | | | |

brummenfeld

in: sich ent-schrei-bendes — Sektion 4
Alles und Nichts …

bauchschmerz o. herzrauchen
r-au-ch-schmerz o. herz-b-au-ch-en
bauchherz o. schmerzrauschen.

wer tauscht den schmerz, wenn der tausch ihn schmerzt?

t.auch ein
und aus.

o beelay.

prima! ein raum mit 57 dimensionen und jch krauche auf der chromatischen tonleiter in den kosmos hinauf. ja! rufe jch von dort unten-oben: „jch bin ein kosmochromat, auch chromkosmokrauch.“ und: „du bist die sonne, jch bin die haut.“ dann pfeift nach mir ein himmlisches kind, jch lass mich fallen und schweife geschwind gestreift an einem schein -
vorbei.

o lie bye.
als komplexbildner der komplexen bilder bild jch mir ein, munter oder wach zu sein. und oben scheppern die jetter und zertöppern eros zu tausend scherben.
wir eros.erben.

jch sollte silben stilben oder:
still kunst-untersetzer sein.

silben stilben
stilbein stilbern
silbern silben

silbern leuchten die silbern keuchten. einmal raus und einmal rein. na faunastisch! während jch bü-ro-tiere schlaf jch halb drei dabei.

doch sind noch nicht genug löcher gewebt.
und während jch dem fluchtfall nachsinniere, sucht das himmlische kind noch immer den punkt im gehäuse, darin frau holle sitzt webend, doch aus diesem, lebensgehäuse, kommt keiner raus, nicht lebend.

jch aber astronaute hin und her, schwer die flaute, jch flehe, dasz leicht wind wehe hinüber mich mehr zu dir in die ferne und gehe und sehe sternenschwer wie teerasphalt auf-hallt und halt kennt kein halten mehr dasz jch asphaltiere sehr zum asphaltteer … mich brennt’s tierleibleer, mich brennt’s, mir rennt’s vor’m abseits her … und bebe: bienenkehr, körperschwer -
punkt . grund: verkehr.t.

KommTier! | Auf | |

Die Kinder

In stillgelegten Lebendigkeiten
wachsen so gut die Mutlosigkeiten
und begrenzte Fähigkeiten
behindern dann für alle Zeiten.

In der Erstarrung entwickelt sich
ein enges Kleid - Gehorsamkeit
und verbotener Übermut
tut vor allem Eltern gut.

Als Vielfalt getarnte Gleichheit
fördert auch die Beschränktheit,
der Kopf ist voll und trotzdem leer,
Denkfähigkeit verliert sich immer mehr.

Bei Kleinen gibt es schon Psychosen,
Kleingeistigkeit dann bei den Großen,
Mädchen werden emanzipiert
und Jungen domestifiziert.

Suche