Die Zeitwaisen

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Berlin–Dingle–Avranches 2017

Orientierung

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Reisen, Radreisen
Radix | Berlin–Dingle–Avranches 2017

Eine Radreise mit dem Ziel, in Dingle einen Freund zu besuchen.

Eine Reise nur mit dem Fahrrad an einen fernen Ort.

O.k., Wasserwege ausgenommen.

Insofern keine (An)Reise mit dem Auto, Bus, Zug oder Flugzeug, das Rad im Gepäck, mit dem Ziel an einem besonderen Ort oder in einer besonderen Landschaft, eine besondere Strecke mit dem Fahrrad zu fahren, um eben diese besondere Strecke zu fahren und das auf dem Weg liegende Besondere geplant heimzusuchen oder diesem zu gedenken. Das war letztes Jahr, in Schottland.

Nichtsdestotrotz wurde auch diese Strecke besonders ausgesucht, zuallererst jedoch auf Grund des Kriteriums, so angenehm und flink wie möglich befahrbar zu sein, im Rahmen der Notwendigkeit, das Erreichen des Ziels und die Rückfahrt innerhalb einer maximal zur Verfügung stehenden Zeit zu ermöglichen. Was kommt das kommt; Von Bedeutung sind neben dem Zielort, das vermeintlich Gewöhnliche unterwegs – oder das gewöhnliche Unterwegs - und natürlich das Fahren auf dem Rad, das in Bewegung Seiende Selbst; dazu der Wunsch, auf dem Fahrrad auch schlafen zu können, die Nacht dort zu verbringen. Letzteres ließ sich nicht realisieren, noch nicht; vielleicht auf einer anderen Reise, mit Liegerad und aufspannbarem Überzelt.

Also mindestens zwei Ziele, die Fahrt als Fahrt durch das Gewöhnliche, und der zu erreichende Ort, der zu besuchende Freund. Obligatorisch der Besuch beim Freund – und somit der Ort –, die Rückfahrt optional. Leider fiel sie größtenteils dem zunehmend nassen, stürmischen Wetter zum Opfer – mindestens für die nächsten sechs Tage keine Besserung in Sicht, auf der Reststrecke zurück nach Berlin. Somit endete die Radreise in Avranches Frankreich, klitschnass und ca. 1400 km und 16 bis 18 Tage früher als vorgesehen. Die zahllreichen Regentage in Wales und Irland hatten auf besseres Wetter hoffen lassen, zurück auf dem Kontinent. Zu weiteren Tauchfahrten fehlte die Lust. Andernfalls wäre der Titel für diesen Bericht „Berlin–Dingle–Berlin“ gewesen.

Die Fotografien spiegeln diese Art Reise wieder, vielleicht. Vielleicht sind sie auch nur für mich von Bedeutung; die meisten Bilder liegen eh nicht als Fotografie vor, sondern sind Teil der Erinnerung. Ursprünglich waren maximal drei bis vier Aufnahmen pro Tag geplant; jeweils Abfahrt, Mittagspause, Unterwegs, Ankunft. Das scheiterte schon am ersten Tag an mangelnder Disziplin, Lust und Laune. Später griff ich vermehrt auch dann zum Gerät, wenn mir eine Situation besonders auffiel, mich antickte. Im Nachhinein denke ich, leider zu selten. Da sind viele Bilder im Kopf, Erinnerungen, die ich gerne auch als Fotografie hätte, doch das Unterwegssein - der Reisefluss - war oft zu schön, zu anstrengend oder zu bequem, um ihn durch das banale, unbequeme Zücken des Fotoapparats zu unterbrechen. Oder aber ich dachte erst gar nicht ans Fotografieren. Blackout, Freude am Jetzt.

Die Texte entstanden auf Basis des spärlich geführten Tagebuchs und der Erinnerung, garniert mit Angaben zum jeweiligen Ort und Zeitpunkt an dem die beigestellte Fotografie entstand.

Wie auch immer. Mit dem Rad nach Westen, stetig gegen den Wind, und ein kleines Stück zurück gen Osten.



Dauer:

35 Tage:

25 Tage Langstrecke

2 Tage Kurzstrecke (< 35 km)

2 Tage Aufenthalt unterwegs

5 Tage Aufenthalt am Ziel mit Radausflügen vor Ort (< 35 km)

1 Tag Fahrt zurück mit dem Pkw

Zeitraum:

26.5.2017 bis 29.6.2017

Entfernung:

Rad 2420 km, davon 2313 km Langstrecke

Fähre 910 km

Pkw 1350 km

Aufwärtsbewegung:

Rad 18900 hm

Bereiste Länder:

Deutschland, Niederlande, Großbritannien, Irland, Frankreich

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