Berlin–Dingle–Avranches 2017 – London-Ealing–Lambourn-Farncombe, Montag 5. Juni
in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
London-Ealing–Lambourn-Farncombe, Montag 5. Juni
Reisen, Radreisen
-21:05-
Gleich da vorne soll der Platz sein, laut digitaler Karte, aber noch kein Mast mit Camping Fahne oder dergleichen in Sicht. Prinzip Hoffnung. Ja klar, und zum fulminanten Abschluss nochmal 200 Meter Zufahrtsweg mit knapp 8% Steigung zum weiterhin nicht als solchen erkennbaren Campingplatz - wo sind die Zelte und Wohnwagen? Laut Karte muss der Platz aber hier sein. Rechts schiebt sich eine riesige grüne Wiese schräg ins Blickfeld, einsam ganz hinten in der Ecke steht ein Campinganhänger, sonst nichts, wie ausgestorben. O.k., das muss er wohl sein, der Campingplatz. Egal, bleibe hier, so oder so, endlich geschafft, nach strapaziösen 120 Kilometern und etwas mehr als 1000 Höhenmetern. Der Wind bläst ins Gesicht und drückt gegen den Körper, und Regen prasselt aus allen Richtungen. Bin an der Wiese vorbei und oben angekommen, links ein verlassen wirkender Flachbau, wahrscheinlich ein Wohnhaus. Die Ausschilderung ist nicht wirklich Ziel führend. Hoffentlich ist jemand da und noch wach, ist schon gleich neun. Immerhin steht ein PkW vor dem Haus. Schiebe das Fahrrad über den Grobkies in Richtung Eingang und sichere es mit Click-Stand und Bremsenfeststeller, so gut das eben geht auf dem wenig Widerstand bietenden Kiesbett. Eine Klingel neben der Tür, juhu, klingle. Nichts. Hm, kann natürlich auch einfach so die Wiese in Beschlag nehmen, aber will ich das bei dem Wetter? Klingel lieber nochmal, versuche durch das Riffelglas in der Tür etwas zu erkennen, und ja, da ist Bewegung, jemand kommt anscheinend auf die Tür zu. Ein freundlicher, sympathischer, agiler Herr älteren Baujahrs öffnet und guckt mich erstaunt an. Hoffe ich störe nicht, guten Abend, gut das Sie noch da sind, was für ein Wetter, ist das der Farncomb Farm Zeltplatz, bin ich da bei Ihnen richtig? Ja, das sei korrekt, aber ob ich das wirklich wolle … bei dem Wetter … ich könne natürlich, Platz sei ja genug auf der Wiese …. Da hat er recht, mit dem Wollen ist das so eine Sache. Könnte ich denn stattdessen vielleicht bei Ihnen … vermieten Sie auch Zimmer? Nein, das könne er nicht machen. Überlegt kurz. Aber wenn ich gewillt sei, etwas mehr als für einen Zeltplatz zu bezahlen, könne ich in der Shepherd's hut übernachten, die sei noch frei, lacht. Kein Wunder bei dem Sturm, da sind nicht viele campend unterwegs, ob mit oder ohne Zelt. Ja, das sei vollkommen o.k., gerne, danke, nur raus aus diesem Wetter. Super, gebongt, könnte hüpfen vor Freude. Die Shepherd's hut! Hatte die fast vergessen. Das ist ja der Campingplatz mit der Hütte auf Rädern. Boah, so ein Glück. 20 Pfund. Egal.