Die Zeitwaisen

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Berlin–Dingle–Avranches 2017 – Lambourn-Farncombe–Devizes, Dienstag 6. Juni

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Lambourn-Farncombe–Devizes, Dienstag 6. Juni
Reisen, Radreisen
Radix | Berlin–Dingle–Avranches 2017

-21:53-

Zimmer im „Magnolia Tree“ in der „Roundway Park“. Aufnahme und Uhrzeit später, nach der Rückkehr aus dem Restaurant.

Das B&B ist letztendlich weniger schwierig zu finden und weniger weit weg als gedacht. Komme ohne Umwege an. Von wegen schlechte Orientierung. Ein sehr nettes, älteres Ehepaar öffnet und grüßt. Werde von der Frau eine Treppe hoch geführt, erst einmal das Zimmer anschauen, ob so alles o.k. sei. Bestens, super. Wieder unten, die obligatorische Frage nach einer Abstellmöglichkeit für das Fahrrad. Ja, vorne durch das kleine Gartentor neben dem Haus, ihr Mann käme mir entgegen. Der Zugang ist kaum zu erkennen, da ein PKW unmittelbar vor dem Holztörchen parkt. Komme grad so dran vorbei. An der Hauswand, im Kiesbett neben einem schmalen Weg der in den Garten führt, lässt sich das Rad abstellen und sogar anschließen. Zu dem Zweck haben Sie extra Bügel in die Hauswand eingelassen. Ob sie hier draußen eine Steckdose hätten. Nein, die hätten sie leider nicht. Die unvermeidliche Frage nach dem E-Bike folgt. Nein, kein E-Bike, nur ein im Fahrrad integrierter Akku, für den Betrieb von GPS, Smartphone, usw. unterwegs. Ach das sei ja interessant. Hoffe die Frage nach der Steckdose war nicht unverschämt. Sehr hilfsbereit und freundlich die beiden, bieten sogar eine Abdeckhülle fürs Fahrrad an, das Wetter sei ja nicht wirklich berechenbar. Lehne zuerst ab, das sei nicht unbedingt nötig, bitte keine Umstände. Aber sie lassen nicht locker, das sei doch besser für das Fahrrad. Kann da nicht mehr nein sagen. Was für ein Service. Und dann tragen sie schon Teile des Gepäcks hinein. Bemerke das zu spät und kann sie kaum noch daran hindern. Zum Glück sind die Taschen wesentlich leichter, als die in Schottland letztes Jahr. Auf dem Weg zum Zimmer, klären wir Zeit und Bestandteile des Frühstücks, und ob ich jetzt gerne eine heiße Milch hätte, fragen sie. Vielen Dank, aber nein, im Moment nicht, alles sei gut, aber ob sie vielleicht ein Restaurant oder einen Pub in der Nähe kennen würden? Oh, ich wolle noch essen gehen, ja, also nur im Ort, das White Bear von dem ich hergekommen sei, da müssten sie auch Dinner servieren.

Rest Gepäck nach oben tragen und kurz klar werden im Kopf. Schon fast wieder eine Stunde vergangen seit Ankunft. Zu spät zum ausgiebig duschen, selbst mit dem Fahrrad dann kaum noch zum White Bear zu schaffen. Will aber zu Fuß, und so bleibt erst recht keine Zeit, sonst macht die Küche dicht. Also nur schnell noch trocken überwuseln. Zum Glück kennen die beiden eine Abkürzung in den Ort und zum White Bear. Wie sich später auf der Karte herausstellt, ist die zwar doch nicht kürzer als die Hauptstraße, aber wesentlich angenehmer. In der Dunkelheit solle ich den Weg jedoch besser nicht gehen, da unbeleuchtet. Im Pub angelangt, informiert die Wirtin mit Bedauern, dass die Küche Dienstags leider geschlossen sei. Doch sie nennt mir ein anderes Lokal, quasi gleich um die Ecke, The Three Crowns Pub.

Atmosphäre, Bier und Futter o.k.. Vorne längs der Wand eine weit in die Tiefe des Raums reichende Bar, parallel zur gegenüberliegenden Fensterfront, und weiter hinten im anschließenden Restaurant Bereich, einladende Sitzgruppen in gedämpftem Licht. Gut besucht, doch ein Tisch ist noch frei. Bestelle das vom Wirt empfohlene lokale Corvus Stout - soll dem Guinness sehr nahe kommen –, Chicken Fajita – die kommt in einem Gestell auf drei Etagen verteilt – und zum Nachtisch Brownie mit Vanille Eis. Immer noch Appetit. Kann beim Bezahlen an der Theke den dort wartenden Muffins nicht wiederstehen. Gönnt sich ja sonst nix, einer muss mit; nicht für gleich, aber falls des Nachts der Hunger nochmal erwacht. Flaniere den hübschen, von Bäumen gesäumten Pfad noch in anheimelnder Dämmerung zurück. Freue mich der Luft, des Grüns und der abendlichen Geräusche, und plumpse im B&B dann auch gleich unter die rundherum noch frei zu zerrende, viel zu voluminöse Rosenbettdecke, und weg. Vorher natürlich Zähne putzen. Duschen morgen früh.

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