Berlin–Dingle–Avranches 2017 – Carmarthen–Fishguard, Samstag 10. Juni
in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Carmarthen–Fishguard, Samstag 10. Juni
Reisen, Radreisen
-16:47-
B4313, immer noch im Pembrokeshire National Park, an den kläglichen Ausläufern eines Waldes, ca. 1 km vor dem Abzweig der C3009, östlich des Gipfels „Mynydd Morvil“. Ganz vorne scheinen schon Küste und Hafen zu erahnen, noch 11 Kilometer bis Fishguard.
Endlich raus aus dem Nebel. Nach ein paar entspannten, längeren Abschnitten relativ flachen Fahrens, stressen kurz vor Fishguard nochmal zwei steile Anstiege. Bezwinge auch diese, und rolle dann frühzeitig und voller Glück hinunter in die Hafenstadt. Keine Unterkunft geplant, also Ausschau halten und nachfragen, z.B. die Frau dort vorne. Ob sie ein B&B in der Nähe kenne. Wir kommen ins Gespräch. Ein B&B in der Nähe wisse sie jetzt zwar nicht zu nennen, aber sie sei schon einmal in Berlin gewesen, ein Verwandter wohne dort in Pankow. Die Welt ist klein. Fix hat sie ihr Smart zur Hand, und schaut bei Booking.com nach B&Bs. Erwähne beiläufig das eigene Smart, könne mit dem natürlich ebenso nach Unterkünften suchen, grins. Etwas unangenehm, aber wie das jetzt auf die Schnelle erklären. Sie wird jedoch auch nicht fündig. In Richtung Hafen müssten aber bestimmt Hotels und B&Bs zu finden sein. Also wieder ein Stück zurück radeln, zur letzten Kreuzung. Das erste B&B auf dem Weg hat kein Zimmer frei. Weitere sind auf der Strecke hinunter zum Hafen nicht zu sehen. Die Anstrengungen des Tages machen sich langsam bemerkbar. Bin jetzt doch zu schlapp und zu faul, um noch weiter in der Umgebung zu suchen, brause die Straße weiter hinunter zum Hafen und stoppe schließlich um 18:00 Uhr am direkt an der Straße gelegenen Seeview Hotel. So günstig wie geplant, wird die Reise nicht werden.
Glücklicherweise ist ein Zimmer für zwei Nächte frei, klein aber fein. Zwei Nächte, wie geplant, um vor der Überfahrt nach und der Weiterfahrt in Irland etwas auszuruhen, Wäsche zu waschen und vernachlässigte Körperpflege zu betreiben, sprich rasieren und Nägel schneiden. Nachdem an der Rezeption alles geklärt und bezahlt ist, folgt das übliche Abladen. Räume das Gepäck zuerst in einen Vorraum, lege die tropfenden Regenklamotten dazu und versuche den Schuppen zu finden, in dem das Fahrrad abgestellt werden kann. Der erste Anlauf misslingt, lande hinter einem Dummytor irgendwo hinter dem Hotel in der Pampa. Die Luft ist windig und kühl, derzeit aber immerhin trocken, und der Himmel zeigt zwischen Wolkenfeldern freundliches Blau und Gelb. Frage erneut die Frau an der Rezeption. Wir gehen zu einem Fenster im Gästeraum und sie erklärt noch einmal gestikulierend. Kapiere jetzt, was sie meint. Der Schuppen befindet sich unterhalb der Terrasse vor dem Parkplatz.
Ein verrostetes Dekorad steht vor der Tür. Schiebe und hebe das Teil vorsichtig beiseite, in Sorge dass es unter den Fingern zerbröseln könnte. Alles geht gut. Der Raum ist eng, der Boden recht modrig, und ein paar Farbeimer und andere Utensilien stehen herum. Das Rad passt grad noch so hinein.
Trage die Taschen und Regensachen ins Zimmer hoch und auf der Treppe kommt die Frau von der Rezeption entgegen, sieht die nassen Klamotten und meint, ich könne die Sachen da hinten in der Kammer trocknen, da sei gleich die Heizung daneben. Tatsächlich ist das ganze Hotel sehr warm, was dem schnellen Trocknen der Wäsche und der Schuhe auch im Zimmer entgegen kommt. Die Kammer entpuppt sich jedoch als Wandschrank, aus dem zwar eine Hitze wie aus der Sauna entgegenschlägt, dessen Regale jedoch voll belegt sind mit Handtüchern und Bettwäsche. Denke nicht, dass sie ernsthaft meinte, ich solle mein wasserhaltiges Zeugs dazu drappieren. Vielleicht ein Missverständnis. Egal, die praktische Wäscheleine durchs Zimmer gespannt wird schon passen. Wäsche waschen steht jedoch erst morgen an. Nur rasch unter die warme Dusche, und dann in saubere, trockene Sachen und in die Ausgehsandalen schlüpfen.
Erholsames Abendessen im ruhigen, luftig möblierten Restaurant des Hotels, und schließlich mit vollem Magen, und dennoch einem Schokonachtisch unterm Arm, aufs Zimmer - ich solle unbedingt aufpassen, keine Schokoflecken auf dem Bett zu hinterlassen, nein, natürlich nicht, alles safe, würde den Kuchen nicht im Bett essen - kurz ans Notebook, und bevor die Augen vorm Monitor zu klappen, ins Bett kippen und schwupp bricht schon der nächste Tag heran.