Die Zeitwaisen

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Berlin–Dingle–Avranches 2017 – Lambourn-Farncombe–Devizes, Dienstag 6. Juni

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Lambourn-Farncombe–Devizes, Dienstag 6. Juni
Reisen, Radreisen
Radix | Berlin–Dingle–Avranches 2017

-9:23-

Zwei Stunden Halbschlaf später ist das Rumliegen nicht mehr zu ertragen, muss endlich los, Beine werden nervös. Immerhin kein Regen mehr zu sehen. Auf zur Dusche. Frisch zurück, poppt eine Blase mit der Idee auf, warmen Porridge zu machen, bin aber zu faul, und die Blase zerplatzt. Die Klamotten sind einigermaßen trocken, also fix rein ins klamme Zeuchs und dann Müsli zum Frühstück wie üblich. Anschließend Wasserflaschen auffüllen, Zähne putzen, packen, Tor hoch, Rad aus Garage holen, Tor runter. Nach dem Aufladen des Gepäcks, Hütte aufräumen. Versuche alles so herzurichten, wie am Abend vorgefunden. Merkwürdig, bei den B&Bs war dieses Bedürfnis nicht vorhanden, belasse auch das Bett meist wie am Morgen verlassen.

Genug getrödelt, das Wetter macht einen guten Eindruck, immer noch kein Regen, und ab und zu sogar ein paar blaue Schlieren zwischen den weißgrauen Wolken. Verschließe die Hüttentür, wehmütiger Abschied, war die bisher angenehmste Übernachtung. Würde am liebsten die Hütte ans Fahrrad hängen. Böse Ahnung auf dem Weg zur Haustür, das Auto fehlt. Klingle. Nichts. Noch zwei, drei Versuche, aber anders als am Abend zuvor, sieht das recht hoffnungslos aus. No problem. Notiere Unverfängliches auf einem kleinen Zettel, Tor hoch, deponiere 20 Pfund und gefühlt eine halbe Tonne hinderliches englisches Münzgeld bei den Kühlschränken, Tor runter. Klemme soeben den Zettel so gut als möglich in die Haustür, da kommt der Farmer doch noch rechtzeitig angefahren. Er sei im Ort gewesen, einkaufen. Erkläre fix die Situation, damit kein Missverständnis entsteht, zeige ihm den Zettel. Ja, kein Problem. Wir unterhalten uns noch ein wenig, wie weit ich denn heute fahren wolle, das Wetter solle, wenn auch nicht wirklich besser, jedenfalls nicht wirklich schlechter werden. Schwinge mich aufs Rad und er geht zurück ins Haus. Ohne vorher das Geld aus der Garage zu holen. Besser wird wohl sein, ihn nochmal darauf aufmerksam zu machen. Also wieder runter vom Rad, abstellen, Farmer herbei klingeln, ans Geld in der Garage erinnern - achja, das Geld -, zur Garage, Tor hoch, zeige ihm das Versteck - o.k., und das Kleingeld? Ach so, ja, verstehe, danke sehr -, grinst, raus aus der Garage, Tor runter. Wahrscheinlich denkt er, ich sei nicht ganz tacko. Wegen des Kleingeldes, und des extra nochmal raus Klingelns, in Sorge er könne das mit dem Geld vergessen haben, oder jemand anderes könne sich zwischenzeitlich bedienen. Das Tor ist nicht abgeschlossen. Tock, tock, tock. Well. Rauf aufs Rad und endlich los - spät genug, 12:30 Uhr -, frisch, munter und in guter Wetter Hoffnung. Auf nach Bath und noch ein kleines Stück weiter bis zur Bury View Farm.

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