Radix

Die Zeitwaisen

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Radix | Berlin–Dingle–Avranches 2017

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Berlin–Dingle–Avranches 2017

Seehausen–Bettmar, Sonntag 28. Mai

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Seehausen–Bettmar, Sonntag 28. Mai
Reisen, Radreisen

-6:26-

Frühmorgendlicher Blick auf das Fahrrad im Hof des privaten Seehausener B&B einer liebenswerten älteren Dame, die am späten Abend zuvor doch noch ein Zimmer frei hatte für den erschöpften, späten Gast.

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Berlin–Dingle–Avranches 2017

Malge–Seehausen, Samstag 27. Mai

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Malge–Seehausen, Samstag 27. Mai
Reisen, Radreisen

-14:25-

Späte Mittagspause in der Gaststätte „Zur alten Scheune“ in Ladeburg. Leckeres, leichtes Essen – kleiner Salat, Spargelcremesuppe und ein gemischtes Eis mit Sahne –, entspannte Bedienung, und ausreichend Schatten auf der hellen Terrasse.

Von Malge einigermaßen früh losgefahren am Morgen. Ohne Frühstück, war zu hippelig und unwirtlich dort. Schöne Fahrt in der kühlen Morgensonne und dann zunehmender Hitze. Kleiderwechsel und Eincremen unterwegs bei „Klein Lübars“. So um zwanzig vor elf, nach knapp zwei Stunden Fahrt und halb verhungert, endlich Frühstück in der Karl Hinze Bäckerei in Ziesar. Erstes Lebensmittelshopping in Möckern. Dann weiter in der Bruthitze bis nach Ladeburg.

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Berlin–Dingle–Avranches 2017

Berlin–Malge, Freitag 26. Mai

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Berlin–Malge, Freitag 26. Mai
Reisen, Radreisen

-14:13-

Vier Stunden geradelt, erste Aufnahme. Freundlicherweise ist die B1 hinter „Groß Kreutz“ (Havel) für Autos ein ganzes Stück weit gesperrt. Blauer Himmel und Sonnenschein ohne Ende.

Das unterwegs Sein noch nicht wirklich verinnerlicht, das Fotografieren der morgendlichen Abfahrt aus dem kühlen, aber sommerlich sonnigen Berlin vergessen. Zu groß die Spannung vor der ersten langen Single Radreise seit mehreren Jahrzehnten.

So wird denn mittags die Überquerung des Grossen Zernsee – auf der Radroute F 3, von der Radroute F 2.2 kommend, nördlich von „Wildpark West“ – zum ersten Erlebnis. Gerade mal 33 Kilometer gefahren und nicht in der Stimmung für eine Zwangspause, den Rhythmus zu unterbrechen, Treppe rauf und wieder runter, und das für nur 80 Meter Brücke. Entspann dich. Leicht gesagt. Die Treppe ist zu hoch, zu steil und zu schmal. Und was für ein Gegenverkehr, als hätten sich alle just für den Moment verabredet, an dem ein Reisepanzer dort aufschlägt. Nur mit abgeladenen Gepäcktaschen und im Einspurbetrieb ist der Aufstieg möglich. Die Schweiß treibende Aktion dauert eine Weile, nicht jeder Handgriff sitzt schon. Erst die Taschen nach oben, dann das Fahrrad. Wenig Platz am Ende der Treppe, direkt neben den Bahngleisen, abgetrennt nur durch ein luftiges Gitter. Aber die Brücke scheint breit genug, auch mit voll beladenem Rad hinüber zu kommen, solange der Gegenverkehr ausbleibt. Das tut er natürlich nicht. Kein Problem, muss eh erst alles aufladen und fest zurren. Derweil bemühen sich die gerade jetzt zahlreich vorbei sausenden Züge, die auf einer der Taschen liegende Windjacke von dannen zu wehen. O.k, die Brücke ist frei, schnell rüber. Auf der anderen Seite der Havel, kein Nerv erneut alles ab- und anzuschnallen. Treppe runter mit dem Zentner Sperrgut geht gerade noch so.

Eigentlich hat die Aktion sogar Spaß gemacht. Zurück auf dem Sattel, steigt die gute Laune weiter. Das wunderbar immer wärmer werdende Wetter und die Sonne machen glücklich.

Let’s cycle west.

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Berlin–Dingle–Avranches 2017

Orientierung

in: Berlin–Dingle–Avranches 2017
Reisen, Radreisen

Eine Radreise mit dem Ziel, in Dingle einen Freund zu besuchen.

Eine Reise nur mit dem Fahrrad an einen fernen Ort.

O.k., Wasserwege ausgenommen.

Insofern keine (An)Reise mit dem Auto, Bus, Zug oder Flugzeug, das Rad im Gepäck, mit dem Ziel an einem besonderen Ort oder in einer besonderen Landschaft, eine besondere Strecke mit dem Fahrrad zu fahren, um eben diese besondere Strecke zu fahren und das auf dem Weg liegende Besondere geplant heimzusuchen oder diesem zu gedenken. Das war letztes Jahr, in Schottland.

Nichtsdestotrotz wurde auch diese Strecke besonders ausgesucht, zuallererst jedoch auf Grund des Kriteriums, so angenehm und flink wie möglich befahrbar zu sein, im Rahmen der Notwendigkeit, das Erreichen des Ziels und die Rückfahrt innerhalb einer maximal zur Verfügung stehenden Zeit zu ermöglichen. Was kommt das kommt; Von Bedeutung sind neben dem Zielort, das vermeintlich Gewöhnliche unterwegs – oder das gewöhnliche Unterwegs - und natürlich das Fahren auf dem Rad, das in Bewegung Seiende Selbst; dazu der Wunsch, auf dem Fahrrad auch schlafen zu können, die Nacht dort zu verbringen. Letzteres ließ sich nicht realisieren, noch nicht; vielleicht auf einer anderen Reise, mit Liegerad und aufspannbarem Überzelt.

Also mindestens zwei Ziele, die Fahrt als Fahrt durch das Gewöhnliche, und der zu erreichende Ort, der zu besuchende Freund. Obligatorisch der Besuch beim Freund – und somit der Ort –, die Rückfahrt optional. Leider fiel sie größtenteils dem zunehmend nassen, stürmischen Wetter zum Opfer – mindestens für die nächsten sechs Tage keine Besserung in Sicht, auf der Reststrecke zurück nach Berlin. Somit endete die Radreise in Avranches Frankreich, klitschnass und ca. 1400 km und 16 bis 18 Tage früher als vorgesehen. Die zahllreichen Regentage in Wales und Irland hatten auf besseres Wetter hoffen lassen, zurück auf dem Kontinent. Zu weiteren Tauchfahrten fehlte die Lust. Andernfalls wäre der Titel für diesen Bericht „Berlin–Dingle–Berlin“ gewesen.

Die Fotografien spiegeln diese Art Reise wieder, vielleicht. Vielleicht sind sie auch nur für mich von Bedeutung; die meisten Bilder liegen eh nicht als Fotografie vor, sondern sind Teil der Erinnerung. Ursprünglich waren maximal drei bis vier Aufnahmen pro Tag geplant; jeweils Abfahrt, Mittagspause, Unterwegs, Ankunft. Das scheiterte schon am ersten Tag an mangelnder Disziplin, Lust und Laune. Später griff ich vermehrt auch dann zum Gerät, wenn mir eine Situation besonders auffiel, mich antickte. Im Nachhinein denke ich, leider zu selten. Da sind viele Bilder im Kopf, Erinnerungen, die ich gerne auch als Fotografie hätte, doch das Unterwegssein - der Reisefluss - war oft zu schön, zu anstrengend oder zu bequem, um ihn durch das banale, unbequeme Zücken des Fotoapparats zu unterbrechen. Oder aber ich dachte erst gar nicht ans Fotografieren. Blackout, Freude am Jetzt.

Die Texte entstanden auf Basis des spärlich geführten Tagebuchs und der Erinnerung, garniert mit Angaben zum jeweiligen Ort und Zeitpunkt an dem die beigestellte Fotografie entstand.

Wie auch immer. Mit dem Rad nach Westen, stetig gegen den Wind, und ein kleines Stück zurück gen Osten.



Dauer:

35 Tage:

25 Tage Langstrecke

2 Tage Kurzstrecke (< 35 km)

2 Tage Aufenthalt unterwegs

5 Tage Aufenthalt am Ziel mit Radausflügen vor Ort (< 35 km)

1 Tag Fahrt zurück mit dem Pkw

Zeitraum:

26.5.2017 bis 29.6.2017

Entfernung:

Rad 2420 km, davon 2313 km Langstrecke

Fähre 910 km

Pkw 1350 km

Aufwärtsbewegung:

Rad 18900 hm

Bereiste Länder:

Deutschland, Niederlande, Großbritannien, Irland, Frankreich

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