Die Zeitwaisen

Textlich Bildlich Klanglich Denklich

und die dame schreibt jenem herrn

in: die annäherung zweier epidermen am logischen tränenflusz — Blatt 2
Alles und Nichts …

lieber herr,

ja, wir sollten unsere zeichen senden in der manier des mäanderns, und ja, ich mag den wein, das weinen der reben und das reben lassen.

auch ich träumte von Ihnen, lange bevor Sie mir Ihr bündel übersandten mit den reiseruten, den abreibungen Ihrer hand, die gehauchten und geschlagenen laute, die aufgebundenen schwingungen aus ungefülltem raum, die in meinen tränen verschwimmen zu fremden reiseformen des wassers, gebündelt und gebändelt, gegängelt wie an einem gängelband; mein herr, ariadnes faden leitet immer zu ariadne zurück.

und ich träumte einen traum wie in einem gräsernen behältnis,
als Sie das rot aus meinen haaren greifen wollten und der wind uns auseinanderrisz und ich danach umgeben war von tausenden gewässern, wasser in allen verhältnissen, auf- und ab-, vor- und ver- und zu-behältnissen.
ich schleuderte diesen traum aus wasser, ganz aus wasser, aus.

mein lieber herr, ich bin, ebenso wie Sie, nicht geboren, um freuden zu bringen. ich sitze in einem sessel voll gelber überspannungen und fertige leere skizzen mit bundbeschuhten händen. die wände meiner räume sind schwarz und an den gewänden hängen rote glieder, doch meine ich inzwischen, das schwarz der wände nervt mich.
in einer verrückung des dunkels vertauschte ich die dinge und fand heraus, am ende habe ich immer nur gleiches mit gleichem getauscht.

haben Sie mich eigentlich bemerkt, damals, als ich Ihnen nahe stand, so nahe, dasz ich in Ihrem schatten verglühte und fiel wie in ballen vollkommen durchnäszten papieres?

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