Die Zeitwaisen

Textlich Bildlich Klanglich Denklich

und die dame schreibet dem herrn

in: die annäherung zweier epidermen am logischen tränenflusz — Blatt 4
Alles und Nichts …, Allzu Menschliches
Absurdes Theaterstück

lieber sehr verehrter h.,
ich bin versteinert. die gedanken der stillen wände breiten sich scheppernd
aus zu scharfen wanderschaften. unbeachtet eines abschieds von alten plätzen
reiszen sie alles mit.
mich widert das weisze fleisch an. mein eigenes fleisch, in seiner fahlheit.
zwei unserer briefe kreuzten sich und ich steinigte mein angesicht.
im verlaufe des spiegelns sichtgemangel.

werden Sie endlich zu mir kommen?
ich schreibe ellenlange abrisse über die nichtsnutzigkeit der tage,
an denen Sie sich mir vorenthalten.
danach kippe ich einfach um und beliebe liegen zu bleiben, bis zum schlaf.
einschlaf. keine gegenkraft mehr, um den einschlaf aufzuhalten.
ich zwinge mich zum wieder-aufstehen, denn ich möchte Sie doch noch einmal sehen.
nur ein einziges mal noch, würfel und neun rollen.

das wasser steigt nicht mehr, aber es umspielt mein knie.
keine klagen, keine klänge;
ich bespiele mich selbst, der länge nach lagen. lange nächte, stille tage oder umgekehrt? wann werden wir uns wiedersehen? mäusetot und läuserot sind des königs liebste kinder. an meiner haut scheiden sich wasserkristalle. ich schnitt mein haar für Sie ab und gab es der alten norne, auf dass sie uns gnädig gestimmt sei für Ihre oder auch meine überfahrt. sehtang im stürmischen frühjahr, zeit der verreisung.

Ihre, und nur Ihre dame L.

Suche